Wie wir sehen, messen wir gerade bei der Lüge häufig mit zweierlei
Maß.
Wenn wir uns die Definition, Ursachen, Formen und Folgen der Lüge
näher betrachten wird wohl der Zwiespalt in unserer jetzigen Betrachtungsweise
durch eine für uns und unsere Umwelt gesündere und harmonischere
Betrachtungsweise ergänzt.
Aus der Definition der Lüge können wir schon einige Erkenntnisse
ziehen:
Die Lüge ist vorwiegend ein Versuch, durch meist verbale Verzerrung
der Realität eine Reduktion von Frustrationen und Angst zu erreichen.
Oft nennen wir diese Form der Lüge eine so genante Notlüge. In zweiter
Linie versuchen wir, durch Lügen habensorientierte Erwartungen zu
erfüllen.
Gehen wir durch einige Beispiele auf diese trockene Definition
ein.
Versetzen Sie sich einige Jahrzehnte in Ihre Vergangenheit zurück,
als Sie noch ein kleines Kind waren.
Waren wir nicht als sehr kleine Kinder in der dauernden Bereitschaft,
allen Leuten alles mitzuteilen, was wir interessant empfanden? Und
wir empfanden sehr, sehr viele Aspekte des Lebens sehr interessant,
was sich in unserem Mitteilungsbedürfnis widerspiegelte. Vieles
teilten wir "Außenstehenden" mit was unseren Erziehern
die Peinlichkeitsröte in deren Gesichter trieb. Wir selbst kannten
ja noch keine Hemmungen, Tabus, Normen und Rollen, durch die uns
in unsere Köpfe gebrannt wurde, was wem wann in welcher Form anvertraut
werden durfte und welche Informationen in welche Ohren in keinem
Falle gelangen dürften, weil sonst wer weiß was für Katastrophen
geschehen würden. Erst durch die Hineinerziehung von kulturspezifischen
Fremdwerten erhielten wir also die Hemmungen, Tabus, Normen und
Rollen, durch die unsere paradiesische Offenheit einer angepassten
Bereitschaft zum Lügen wich. Wir wurden schon damals von unseren
Erziehern zum Lügen aufgefordert, wenn es galt, deren eigene Peinlichkeiten,
Hemmungen, Schuldempfindungen und so weiter, also mit einem Wort
deren Frustrationen zu ersparen.
Waren wir Kinder in einer späteren Phase, in der bereits die Tabus,
Normen und Rollen der Umwelt in unsere Köpfe gemeißelt waren, so
empfanden wir ähnliche Peinlichkeiten, Hemmungen, Schuldempfindungen
wie unsere Erzieher und versuchten mit ähnlichen Strategien wie
unsere Erzieher uns unsere Peinlichkeiten, Hemmungen, Schuldempfindungen
zu ersparen.
Vermutlich erkennen sie bereits Erziehungsmuster.
Unsere Erzieher maßen nun aber unsere Lügen mit zweierlei Maß.
Die Lügen, die wir im Auftrag unserer Erzieher vollzogen um deren
Peinlichkeiten, Hemmungen, Schuldempfindungen zu ersparen wurden
teils dankbar und mit Erleichterung quittiert.
Mama sagte uns, daß wir ja Papa nichts von dem kleinen Kratzer
im linken vorderen Kotflügel erzählen sollten, der wegen dem blöden
Auto entstand, das da so nah an unserer Parklücke stand.
Und auch sollten wir dem Fahrer des Autos nichts sagen, das nun
einen kleinen Kratzer im rechten hinteren Kotflügel hatte.
Dass sich Papa in letzter Zeit immer öfter bei der Nachbarin aufhielt,
die Ihn scheinbar dringend für Bohrarbeiten benötigte sollten wir
ja nicht Mama sagen, weil sie sich ja eh schon so, aus unerfindlichen
Gründen über die Nachbarin ärgerte.
Dass wir bei Tante Emmi letzten Sonntag beim Essen waren, sollten
wir ja Tante Ilse nicht sagen, die uns auch zum Essen eingeladen
hat. Nein, nein, um Gottes Willen, das mit dem Katzengestank in
Tante Ilse´s Wohnung sollten wir dieser schon erst recht nicht sagen.
In jedem Falle solange nicht, wie Tante Ilse uns noch in Ihrem Testament
berücksichtigte, wie sie immer betonte.
Hunderte solcher Beispiele kennen wir, wenn wir uns zurück besinnen.
Ganz anders wurde bewertet, wenn wir unsererseits versuchten den
Mechanismus der Lüge zu nutzen, um uns unsere Peinlichkeiten, Hemmungen,
Schuldempfindungen gegenüber den Erziehern zu ersparen.
Nachdem wir erfahren haben, daß das Nasenbohren von unseren Erziehern
zwar des öfteren selbst angewandt wurde, von denen aber in unserer
eigenen Nase mit Vorwürfen, Schimpf, Pfui und Schande geahndet wurde,
versuchten wir, deren Kenntnis unseres Nasenbohren zu vermeiden.
Wie? Durch die Lüge natürlich.
Nachdem wir mit unserem besten Freund oder Freundin nicht mehr
spielen durften, weil dieser oder diese mal unsere Eltern angelogen
hatte, logen wir, wenn die Sprache auf diesen Freund oder Freundin
kam.
Auch dabei finden wir hunderte von Beispielen, sobald wir suchen.
Unsere Lügen waren also der Versuch, uns unsere Identität und die
daraus entstandenen Motive zu erfüllen, ohne mit Frustrationen überschwemmt
zu werden.
Noch ein Beispiel:
Der kleine Franzi trifft die kleine Evi. Beiden ist nach Abenteuern
zu Mute. Beide kommen auf die Idee, daß es im Heu ganz toll wäre
zu spielen. Gesagt, getan, und schon waren sie auf dem Weg zum nächsten
offenen Heuschuppen. Das umher Springen im Heu war grandios, aber
als Franzi und Evi herausfanden, dass der jeweils andere etwas ganz
anderes in der Hose hatte, war dieses Befassen mit den anderen Geschlechtsteilen
des Anderen eine noch viel interessantere Beschäftigung. Und wie
angenehm das war!
Als sich die Beiden zu Einbruch der Dunkelheit voneinander losrissen
und jeder für sich den Heimweg antrat war etwas monumentales in
den Beiden geschehen. Der erste Sexualkontakt.
Als Kinder hatten wir noch ein intensives Bedürfnis, diese neue
Erfahrung jedem mitzuteilen. In erster Linie aber und zwar am besten
sofort unseren nächsten Bezugspersonen. So kam Franzi nach hause,
rannte zu Mammi und rief schon von weitem: "Mammi, Mammi, ich
war mit Evi im Heuhaufen und die hat ja was ganz anderes in der
Hose als ich".
Franzi kam mit seiner eben erst beginnenden Mitteilung nicht weiter.
Seine Mammi klebte ihm links und rechts einige Ohrfeigen ins Gesicht,
daß es nur so rauchte.
Sie schrie: "Da lässt du Deine Finger weg, dafür bist du noch
viel zu klein. Das ist eine Sauerei und schmutzig. Du Schwein gehst
jetzt in dein Zimmer und kommst nicht eher heraus, bevor ich es
sage".
Dem total verschreckten Franzi, der weinend auf dem Weg in sein
Zimmer war rief sie hinterher: "Und von Papa kriegst Du noch
deine Abreibung, wir werden schon sehen was der von Deiner Schweinerei
hält".
Was war geschehen? Für Franzi brach in diesem Moment eine Welt
zusammen. Er hatte das schönste Erlebnis in seinem ganzen bisherigen
Leben, wollte diese neue tolle Erfahrung am liebsten mit seiner
Mutter teilen um sich gemeinsam zu freuen und die hatte nichts besseres
zu tun als ihn zu verhauen, zu Schimpfen und ihn mit Schlägen von
Papa zu bedrohen. Er verstand die Welt nicht mehr.
Von Sexualtabu und Moral innerhalb der Gesellschaft, in die er
hinein erzogen wurde hatte er bis zu diesem Zeitpunkt ja noch nichts
gehört. All diese Reaktionen von Mama und Papa lösten eine Riesenmenge
Angst aus.
2 -3 Tage sprach niemand mit ihm mehr als das Nötigste. Sogar die
Verwandtschaft wurde in das Mobbing mit einbezogen. Tante Elli sagte:
"Mit Dir mag ich gar nichts mehr zu tun haben, ich habe schon
gehört, was Du Böses getan hast".
Franzi verstand nicht, was er Böses getan hatte, aber scheinbar
war es sehr böse, weil er sich gar nicht erinnern konnte, schon
einmal so mit Ablehnung bestraft worden zu sein.
Und was hat das mit Lüge zu tun?
Das kommt jetzt.
In unserem Beispiel trifft Franzi die Evi nach ein paar Tagen Hausarrest
wieder. Evi fragt: "Wo warst du denn die letzten Tage? Ich
habe mich so auf dich gefreut, gehen wir wieder in unseren Heustadel?
Das war doch so toll".
Franzi schaut betreten zu Boden : "Das darf ich nicht mehr
tun. Es ist schmutzig und böse und eine Sauerei".
Evi erstaunt : "Was war daran schmutzig und böse und eine
Sauerei? Mir hat das nur saugut gefallen, aber ich sehe darin nichts
böses. Es war wunderschön und dabei bleibe ich".
Franzi schaut Evi schuldbewusst an: "Diese letzten Tage Zuhause
waren die Hölle. Niemand sprach mit mir und wenn überhaupt, dann
nur noch muffig. Von Papa bekam ich die schlimmsten Prügel aller
Zeiten. Ich wusste ja gar nicht, dass das was wir getan haben so schlimm
war. Scheinbar war es zugleich das Schlimmste und das Schönste der
Welt".
Schnippisch und fast ein bisschen verächtlich entgegnet Evi: "Franzi
Du bist schön Dumm, wenn Du das jemandem erzählt hast was wir im
Heu taten. Ich habe schon früher bei Petra, meiner Schwester mitbekommen,
dass die wohl was ähnliches wie wir mit ihrem Freund getan hat wie
wir. Als meine Eltern das erfuhren gab´s bei uns Terror wie noch
nie. Und daraus habe ich gelernt. Ich habe es niemandem erzählt
und freue mich jedes Mal, wenn ich daran denke, wie schön es mit
Dir im Heu war. Und ich habe mich so auf das nächste mal mit Dir
gefreut und jetzt sagst Du mir, dass wir es nicht mehr machen dürfen.
Das finde ich so schade."
Franzi fast verzweifelt: " Aber Zuhause so geschnitten zu
werden will ich nie mehr erleben. Du hast ja keine Ahnung, wie es
bei uns zuging."
Und dann die verschmitzte Evi:" Franzi ich habe eine Idee.
Wie wär´s denn, wenn Du es so machst wie ich auch. Sag´s einfach
niemandem und es wird wieder so toll wie es letzte Woche im Heu
war. OK?"
Dem Franzi stand sein Konflikt ins Gesicht geschrieben." Dann
müßte ich ja lügen Evi."
Evi verstand den Konflikt:" Das stimmt Franzi. Und Du musst
Dich entscheiden, was Dir wichtiger ist. Wieder so eine schöne Zeit
mit dem Risiko dabei oder danach bei der Lüge erwischt zu werden,
oder durch Verzicht auf etwas sehr Schönes dein gutes Gewissen zu
erhalten, nicht lügen zu müssen und die Abwesenheit Deiner Angst
vor dem Erwischt werden und vor Ablehnung".
Na ja, zugegeben, in dem Beispiel ist Evi wohl eine kleine frühreife
Psychologin. Aber Evi´s letzter Satz ist wohl ein Kernsatz, den
wir uns bei unseren Lügen vor Augen halten können.
Entscheidet Franzi sich dafür, seine biologische Identität zu erfüllen,
dann muss er aufgrund einer realen Abhängigkeit von seiner Umwelt
wohl Lügen um sich Schaden zu ersparen.
In der Regel hat er die Chance zur Befriedigung und die scheint
für uns Menschen der wichtigste Quell unserer mentalen Lebensenergie
zu sein. Er hat auch das Risiko zu tragen, bei der Tat selbst, oder
bei der folgenden Lüge erwischt zu werden. In beiden Fällen wird
die Umweltreaktion wohl nicht nur bei verbalem negativem Feedback
bleiben.
Entscheidet Franzi sich dafür, auf das was er gerne getan hätte
zu verzichten und ein Verhalten an den Tag zu legen, das den Normen
und Erwartungen der Umwelt entspricht, so braucht er keine Angst
davor haben bei der Tat oder der der Tat folgenden Lüge erwischt
zu werden. In diesem Fall war die Angst vor dem erwischt werden
dominant. Franz verzichtet auf seine Befriedigung und damit auf
den wichtigsten Quell unserer mentalen Lebensenergie.
Die Erfahrung zeigt, dass wir Kinder meist als erstes die Risikovariante
wählten. Je nach dem, wie wir uns anstellten wurden wir mit Befriedigung
belohnt oder bei der Tat oder der Lüge erwischt. Das Maß der Gewalt
nach dem Erwischt werden war für unsere Folgeangst bedingend. Wurde
die Gewalt von uns sehr schlimm empfunden, so steigerte sie unsere
Angst beim nächsten mal. Die Chancen auf Befriedigung verminderten
sich.
Bei Resignations- oder und Depressionspatienten scheint die Entscheidung
oft zugunsten der Normen - oder Kultur angepassten Version zu verlaufen.
Der Verzicht auf Befriedigung wird resignierend hingenommen, weil
die Angst vor dem Erwischt werden dominiert und meist schon eine
massive Identifikation mit den Fremdwerten stattfand. Sobald diese
Identifikation mit den Werten einer Kultur vollzogen wurde erscheint
es dem Menschen eben selbst negativ, in der Nase zu bohren, mit
Evi ins Heu zu gehen und so weiter......
Aufgrund von Negativinterpretationen, Skrupeln und Angst wird auf
immer mehr Verhaltensweisen verzichtet, die biologisch sehr wohl
Befriedigung einbrächten. Damit wird auch auf den Quell unserer
mentalen Lebensenergie verzichtet. Es entsteht ein Energiemangelsyndrom.
Und darüber besteht eine eigene Abhandlung, die sie sich bei Bedarf
anhören oder lesen können.
Zurück zur Lüge. All dieses bezieht sich auf die Zeit, in der wir
in relativ hohen Abhängigkeiten gegenüber unserer Umwelt, also vorwiegend
der Eltern, Lehrer, Verwandter und sonstiger Leute standen. Abhängig
sind wir aber zum Beispiel auch von Luft. Wer stört sich an dieser
Abhängigkeit, solange die Abhängigkeit von niemandem missbraucht
wird und somit kein Mangelzustand eintritt. Unsere damalige Abhängigkeit
wurde aber oft mißbraucht. Es entstanden viele Mangelzustände an
Liebes- oder Harmoniezuständen. Entweder beugten wir uns den Erwartungen
unserer Bezugspersonen, holten uns also durch angepasstes Verhalten
positives Feedback und dadurch Befriedigungsempfindungen oder wir
erfüllten unsere eigenen Lebensmotive und mussten Lügen um Schaden
zu vermeiden.
Heute gilt es für uns, unsere reale Abhängigkeit wieder zu erkennen.
Wessen negatives Feedback bedeutet heute für uns wirklich biologischen
Schaden. Durch unser assoziatives Denken entstand für uns der Eindruck,
dass positives Feedback befriedigend sei. Und so rennen wir heute
noch oft nach der scheinbaren Befriedigung, die wir im positiven
Feedback interpretieren. Biologisch scheint weder positives - noch
negatives Feedback für uns von Belang zu sein. Wurde aber in unserer
Vergangenheit meist positives Feedback mit Befriedigung und negatives
Feedback mit Frustrationen verbunden, so verknüpften wir gedanklich
immer mehr das eine mit dem anderen. Und heute besteht in vielen
von uns der Eindruck, positives Feedback ist befriedigend und negatives
Feedback ist frustrierend. Eine verhängnisvolle Interpretation,
die die Lüge oft erfordert. Heute, also zu einer Zeit, in der reale
Abhängigkeiten selten bestehen interpretieren wir uns abhängig vom
positiven und negativen Feedback der Umwelt. Wir lügen fast immer
um uns negatives Feedback zu ersparen und positives Feedback zu
erreichen.
Das Dumme an der heutigen Lüge scheint zu sein, dass wir uns über
den Investitionsmechanismus immer mehr in einer Situation verfangen,
in der unsere subjektive Abhängigkeit zuzunehmen scheint. Das wiederum
erfordert einen zunehmenden Missbrauch der Lüge. Und das wiederum
vergrößert die Distanz zu unserer Umwelt. Unsere Lügen sind über
die Zeit von der Umwelt natürlich gut zu erkennen. Das führt zu
Distanz und natürlich zu negativem Feedback, was wir ja gerade versuchten
durch die Lüge zu vermeiden. Wieder erkennen wir, dass ein bestimmtes
Vermeidungsverhalten genau das verursacht, was wir versuchten zu
vermeiden. Ein Teufelskreis hat sich gebildet.
Wenn wir nun unsere Lügen und deren Hintergründe besser verstehen
so können wir eine Lügenanalyse in uns, unseren Freunden und Bekannten
betreiben. Bedenken Sie, dass wenn Sie die Lüge und die Hintergründe
wirklich verstehen, Sie weder sich noch irgendwelchen Lügnern Ihrer
Umwelt einen Vorwurf gegenüber den Lügen machen werden. Halten wir
uns die Definition noch einmal vor Augen:
Die Lüge ist vorwiegend ein Versuch, durch meist verbale Verzerrung
der Realität eine Reduktion von Frustrationen und Angst zu erreichen.
Oft nennen wir diese Form der Lüge eine so genante Notlüge. In zweiter
Linie versuchen wir, durch Lügen habensorientierte Erwartungen zu
erfüllen.
Bei unser Lügenanalyse können wir auch in Frage stellen,
ob unser Baucheinziehen, das wir praktizieren, wenn ein Vertreter
des meist anderen Geschlechtes uns sehen könnte auch eine Lüge sein
könnte. Wir können überdenken, ob unsere Haarteile, Perücken, unser
Schminken, die wattierten BH´s, Mieder u.s.w. nicht auch ein Versuch
der Verzerrung der Realität sind. Welches Image versuchen wir in
unserer Umwelt aufzubauen und Welche versuchen wir zu vermeiden.
Viele solcher Verzerrungen versuchen wir krampfhaft ein Leben lang
aufrecht zu erhalten. Aus Angst versuchen wir uns “nicht Lächerlich”
zu machen und erkennen nicht dass wir uns nur durch unsere Versuche
der Verzerrung lächerlich machen.
Dieses Thema ist nach dem Lesen von “Kugel und Rollen” weit besser
zu verstehen.
Eine solche Analyse gleicht dem Eisberg, von dem wir auf das erste
Hinsehen nur einen kleinen Teil seiner Masse erkennen. Je mehr wir
uns damit befassen, um so mehr erkennen wir, dass der weit größere
Teil unter der Wasseroberfläche liegt.
Wir können also erkennen, dass die konstruktive Lüge im Zustand
der realen Abhängigkeit uns oft realen Schaden und negatives Feedback
erspart. Real abhängig sind wir heute meist nur von Staatsorganen
wie Polizei, den Gerichten, dem Arbeitgeber, und zum Beispiel vom
Finanzamt. Solchen Institutionen gegenüber empfinden wir oft ein
Feindbild, weil diese Organe uns gegenüber oft Ihre Macht zu
missbrauchen
scheinen. Werden sie also von einem Polizisten aufgehalten, weil
der denkt, sie wären in der Stadt um ca. 20 Stundenkilometer zu
schnell gefahren, so lügen Sie nicht um negatives Feedback zu vermeiden,
sondern um sich das Bezahlen des teuren Bußgeldes zu ersparen. Sie
wollen sich eine reale Strafe und damit realen Schaden ersparen.
Sie sind im Zustand einer Konstruktiv – Lüge.
Die destruktive Lüge jedoch bedingt meist das, was wir zu vermeiden
versuchen. Wir erhalten immer mehr negatives und immer weniger positives
Feedback. Und dadurch fühlen uns immer mehr gezwungen zu lügen.
Lösbar erscheint es durch eine Bestimmung der eigenen Wertigkeit
und der Erkenntnis unserer realen Abhängigkeit von unseren jetzigen
Bezugspersonen.
Unsere Bezugspersonen können diesen Prozess begünstigen durch das
Erlernen des Respekts gegenüber unserer und meist auch der eigenen
inneren Persönlichkeit.