Monogamie und Polygamie

Alles Leben scheint funktionell orientiert zu sein. Die Motive des einzelnen Individuums erfüllen auch die Rasseninteressen. Der im Dienste der Lustbefriedigung stehende Geschlechtsverkehr zieht die Fortpflanzung nach sich und erhält somit die Rasse. Sehen wir uns bei den Tieren um, so können wir die monogamen von den polygamen unterscheiden. Immer sind wir in der Lage, den Grund der Polygamie oder Monogamie im Rassenerhalt zu finden. Sexualverhaltensweisen, Fortpflanzung und Aufzucht des Nachwuchses erfordert mal die Monogamie und mal die Polygamie. Monogamie ist übrigens zu definieren als ein meist zeitlich begrenzter Bezug auf nur einen Liebespartner, mit dem die Sexualität erwünscht ist. Die Polygamie hingegen erscheint als eine andauernde Bereitschaft, auf sexuelle Konfrontation mit verschiedenen Liebespartnern.

Versuchen wir uns die menschliche Welt vor vielen Jahrtausenden vorzustellen. Zu einer Zeit, als unsere heutige Genetik geprägt wurde. Nehmen wir an, der Mensch lebte in Rudeln zusammen, von etwa 10 bis 20 Individuen. Gehen wir zuerst auf die männlichen Individuen ein. Von frühesten Kindesbeinen an versucht ein männliches Individuum sich im spielerischen aber kämpferischen Vergleich mit anderen zu messen. Sein ganzes Streben besteht darin, durch dieses spielerische Konkurrere intensivst mögliche Kraft, Ausdauer, überlebensorientierte Intelligenz und damit größtmögliche Dominanz aufzubauen. In diesem konkurrenzorientierten Verhalten der Männchen liegen große Gefahren. Wie auch im Spiel der heutigen Kinder. Verletzungen waren jedoch früher oft ein Todesurteil für den Mann auf seinem Weg nach "oben". Intuitiv erkennen wir Männchen, daß unsere Chancen, uns sexuell mit den Weibchen des Rudels zu befriedigen immer größer werden, je dominanter wir werden. Nun zwischendurch zu den weiblichen Individuen des Rudels. In dieser Zeit konnte ein Weibchen noch eine sehr beschränkte Anzahl von Kindern in die Welt setzen, von denen auch noch ein großer Teil als Säugling starb. Ganz zu schweigen von den Risiken der Schwangeren in dieser frühen Zeit der Menschheitsentwicklung. Für die Überlebensfähigkeit des weiblichen Individuums war es von großer Tragweite, nach der dominantest verfügbaren Genetik für den Nachwuchs Ausschau zu halten. Auch die Stärke und Überlebensfähigkeit des gesamten Rudels war von dem weiblichen selektiven Partnerwahlverhalten abhängig. Alle männliche Individuen versuchten also alles, um den begehrten Platz des Rudelführers zu erreichen, auf den die meisten weiblichen Augen sich orientierten. Für die weiblichen Individuen war der Führer des Rudels vermutlich das interessanteste Sexualobjekt, von dem Frau automatisch das dominantest mögliche Material für den Nachwuchs erhielt. Warum sollten die weiblichen Individuen sich mit minderwertigen Genen der weniger dominanten Männchen zufrieden geben? Eine reduzierte Überlebensfähigkeit der Jungen, der Weibchen und somit des gesamten Rudels wäre die Folge. Die enorme Tragweite der Entscheidung, mit welchem Mann die damalige Frau sich sexuell konfrontierte erforderte also ein höchst selektives Sexualverhalten. Das beste verfügbare männliche Individuum war gerade gut genug geeignet. Und dieses höchst selektive Sexualverhalten nenne ich monogam. Die damalige Frau orientierte sich vermutlich nur auf einen, den dominantest verfügbaren Mann. Die Entscheidung für diesen Mann muss nicht von langer Dauer gewesen sein. Tauchte heute ein noch mehr dominierender, verfügbarer Mann auf, so gehörte der von gestern sofort der Vergangenheit an und es besteht eine Monogamie gegenüber dem vorhandenen.

Nun wieder zum männlichen Motiv. Wie gesagt versuchten alle männlichen Individuen alles, um den begehrten Platz des Rudelführers zu erreichen. Und nur einer konnte eine hochbegehrte aber begrenzte Zeit auf diesem Platz ruhelos sitzen. In seinem sexuellen Interesse und damit im Sinne der Rudeldominanz paarte sich dieser Rudelführer nun mit allen interessierten Weibchen des Rudels. Welchen Sinn sollte eine Monogamie dieses dominantesten Männchens haben? Sollte es ein Leben lang aufwendigst und mit vielen Risiken verbunden nach seiner jetzigen Position streben und nun seine dominierenden Gene nur einem Weibchen zur Verfügung stellen? Phylogenetisch gesehen wäre das die absolute Verschwendung. Und die Biologie erscheint nicht verschwenderisch, sondern im höchsten Maße ergonomisch.

Und so stelle ich nun die provokative These auf, dass wir Männer uns biologisch immer im Zustand der Polygamie befinden, wogegen sich die Frauen vermutlich immer im Zustand einer monogamen Motivation befinden.

Man kann sagen, dass vor diesen vielen Jahrtausenden die sexuelle Welt noch in Ordnung war. Wie ist das heute? Wir leben nicht mehr in Rudeln von 10 bis 20 Individuen zusammen. Gibt es heutzutage nicht sehr viele, sehr dominante Männer? Oder je nach Standpunkt - gibt es denn überhaupt noch konstruktiv dominante Männer? Für welchen sollte sich eine Frau entscheiden? Welche Männer sind verfügbar und welche nicht? Für die Männer hingegen stellt sich die Frage nach der Verfügbarkeit der Frauen. Die meisten Männer müssen Monogamie vortäuschen, um sexuelle Rechte auf eine Frau zu er- und behalten. Beide Geschlechter beginnen mit verschiedenen Investitionen, um Rechte am Partner zu erhalten. Und wieder sind wir beim Handel angelangt.

Zum Abschluss können wir folgendes Fazit ziehen: Unsere genetische Struktur von Frauen und Männern wurde in einer Zeit geprägt, in der das Überleben von Individuen, Rudeln, Völkern und Rassen diese Motive erforderte. Das Überleben und die Partnerschaft in unserer heutigen Kultur wird durch die uns überlieferte Genetik zwangsläufig nicht unterstützt sondern meist eher behindert. Es erscheint schwer, aber trotzdem möglich, die uns überlieferte Genetik in harmonischen Bezug zu unserer heutigen Zivilisation zu bringen.

 

p.a.hartberger@arcor.de

Copyright © 1998 Peter A. Hartberger
Donnerstag, 06. August 2009