Psychosomatik

Grunderklärung: Psychosomatik

Psychosomatik, dieses Wort gliedert sich in die Anteile Psyche und Soma. Der Ursprung des Wortes Psyche liegt im Griechischen und bedeutet Seele. Auch das Wort Soma wurde aus der griechischen Sprache übernommen. Wir übersetzen es mit Körper. Im engeren Sinne verstehen wir unter Psychosomatik die Wirkung der psychischen Aktivitäten, also unserer Emotionen auf unseren Organismus. Natürlich gibt es Motivationen unserer Psyche, in denen verschiedene Übertragungswege genutzt werden, um Wirkungen in den unterschiedlichen Organen und Systemen zu erreichen. Besteht das Motiv unserer Psyche darin, aus einem Glas mit Flüssigkeit zu trinken, so nutzt unsere Psyche einen Teil des peripheren Nervensystems, um den Arm zu heben, die Hand zum Glas zu führen, zuzugreifen und zum Mund zu führen. Der Teil des Nervensystems, der dieses bewusst ablaufende Unterfangen ermöglicht ist das so genannte Alpha 1-Motoneuronensystem. Versuchen wir, das Glas während des Redens in der Hand zu halten, so wird dieser Vorgang von anderen Nervenfasern, dem so genannten Alpha 2-Motoneuronensystem ermöglicht. Die Grundspannung, also der Tonus unseres Muskelsystem wird hingegen über das so genannte Gamma-Motoneuronensystem erreicht. Diese 3 angesprochenen Systeme sind also großenteils bewusst steuerbar. Anders verhält es sich mit dem anschließenden Vorgang des Trinkens und der Weiterverarbeitung des Getrunkenen innerhalb des Verdauungstraktes. Hier herrscht das so genannte vegetative oder autonome Nervensystem, das wir meist nicht direkt steuern können. Für unsere unbewusste Psyche ist das vegetative Nervensystem ein Werkzeug, mit dessen Hilfe Verdauungsfunktionen, Weit- oder Engstellungen von Blut- oder Luftgefäßen oder Funktionen des Herzens, Kreislaufes, der Leber und des gesamten Stoffwechsels gesteuert werden. Eben sprach ich die Weit- oder Engstellung der Blutgefäße an, die im Dienste der Kreislauffunktionen und damit des Stoffwechsels steht. Alle Blutgefäße unseres Körpers in einer Linie zusammengenommen sind länger als der Erdumfang beträgt. Stellen sie sich vor, zu jeder Sekunde dieses gesamte System im Bereich von tausendstel Millimeterweiten in den verschiedensten Organen unter verschiedensten Situationen steuern zu wollen. Bereits der Aufgabe, einige Meter dieses Blutgefäss-Systems bewußt zu steuern wären für unser bewusstes Denken eine hoffnungslose Überforderung. Das vegetative Nervensystem befreit uns von diesen Aufgaben. Es steuert eine Unmenge höchst komplexer Funktionen auf unbewusster Ebene mit dem Ziel, eine Anpassung unseres Körpers an innere oder äußere Veränderungen zu erreichen. Mit äußeren Veränderungen sind vorwiegend die Temperatur-, Feuchtigkeit-, Luftdruckveränderungen, sowie unsere Tag- Nachtrhythmik gemeint. Mit den Inneren Veränderungen sind die Ruhe- ,Stress- ,Lust- oder Verdauungssituationen gemeint. Wieder andere Motive unserer Psyche werden im Rahmen der Steuerung unseres Organismus hormonell geregelt. Bei vielen Funktionen unserer Organe erkennen wir zwar eine Steuerung durch das Gehirn, haben aber den direkten Weg der Informationsübertragung vom Zentralen Nervensystem zum Organ noch nicht herausgefunden.

Wichtig ist die Erkenntnis: Die oberste Instanz der Steuerung unserer körperlichen Funktionen ist unser zentrales Nervensystem, der Sitz unserer Psyche. Ob nun mithilfe des animalen Nervensystems zum Beispiel eine Hand bewusst ein Glas ergreift, oder mithilfe des Vegetativen Nervensystems zum Beispiel die Verdauung aktiviert wird, oder mithilfe des Hormonsystems zum Beispiel der Zyklus der Frau gesteuert wird. Immer führt der Körper Tätigkeiten infolge der Steuerung durch unsere Psyche aus. Ist unsere Psyche gesund, so werden die gesunden Signale in unseren Organen gesunde Funktionen erfüllen. Ist unsere Psyche krank, so werden anfangs noch gesund und funktionell arbeitende Organe Fehlsignale erhalten, die innerhalb der Organe zu funktionellen Störungen führen. Wird ein Organ über einen längeren Zeitraum fehlgesteuert, so wird es nach unterschiedlicher Zeit unterschiedliche organische Schäden erleiden. Nun ist das Organ nicht mehr funktionell gestört, sondern organisch gestört.

Ein Beispiel dazu:

Bestimmte psychische Spannungen oder Aufregungen führen im Herzen zur Steigerung der Blutauswurfleistung in Verbindung mit einer Frequenzsteigerung und Rhythmusstörung , ohne dass der Organismus dieses gesteigerte Blutangebot verwenden kann. Aufgrund des "unsinnigen Pulses und des unsinnigen Blutdruckes" spricht man anfangs noch von funktionellen Herzstörungen. Bestehen die psychischen Spannungen jedoch längere Zeit weiter, so werden innerhalb des Herzens, im Klappen - oder Muskelbereich, organische Störungen entstehen. Bei solchen Situationen sprechen wir von Psychosomatik, weil unsere Psyche der bedingende Faktor für die funktionelle oder organische Schädigung eines Organs oder Systems war, die wir Krankheit nennen.

 

Beispiel: Angst

Dass unser Organismus auf Emotionen reagiert, erkennt jeder an sich selbst. Stellen sie sich diese Situation vor: Sie sind einige tausend Jahre in die Vergangenheit versetzt, streifen auf der Suche nach Nahrung durch die Wildnis und sehen plötzlich einen Löwen vor sich. Mit beherzten Schritten machen sie sich auf den Weg zum nächsten Baum, den sie eiligst, in der Hoffnung schneller klettern zu können als der Löwe, erklimmen. Dort verharren sie bis zum Ende der Gefahr. Was dieses Beispiel mit Psychosomatik zu tun hat werden wir versuchen zu beleuchten, indem wir uns nun diese Situation näher betrachten. Der Grund unseres Umherwanderns war unser Hunger. Unser Hunger ist entstanden durch ein Absinken unseres Blutzuckerspiegels, den ein Teil unsres Gehirns wahrnahm. In dieser Situation ist zu erkennen, dass nicht nur eine Wirkung unserer Psyche auf den Organismus besteht, sondern dass körperliche Zustände von unserem Gehirn registriert und analysiert werden. Somit besteht auch eine Reaktion unseres Gehirns auf Organfunktionen und - zustände. Zweck dieser unbewusst ablaufenden Wahrnehmung und Analyse ist die Aufrechterhaltung des inneren Milieus unseres Körpers in Bezug auf Säure -Basen- Flüssigkeitshaushalt, Mineralzusammensetzung des Blutes und seines Hormon-status. Uns interessieren aber mehr die Wirkungen unserer Psyche auf unseren Organismus in der vorher geschilderten Situation. Die Story beginnt mit dem entspannten Zustand beim Umherwandern. Dieser entspannte Zustand wandelt sich schlagartig in dem Moment, in dem sie den Löwen sehen. Dem Sehen des Löwen folgt spontan unsere Angstentwicklung. Erinnern wir uns an unsere körperlichen Reaktionen auf das Gefühl Angst. Bewusst nehmen wir die Beschleunigung von Herzschlag und Atmung und unser Schwitzen wahr. Oft nicht direkt erkennbar ist, aufgrund unserer Adrenalinfreisetzung unsere Blutdruckerhöhung, die Weitung unserer Pupillen, die reduzierte Durchblutung unseres Verdauungstraktes und die dadurch erreichbare intensivere Durchblutung des Muskelapparates. Unter anderem entsteht eine Dominanz des emotionalen, reflektorischen Denksystems in der Folge der Angst. Auch wenn wir mit der Aufzählung der Symptome noch einige Zeit fortfahren, werden wir nur einen Bruchteil der gesamten Geschehnisse in unserem Körper aufdecken, die der Angst folgen. Die Angst ist eine überlebensnotwendige Emotion, die organische Leistungsfähigkeiten nach sich zieht, durch die wir bessere Chancen haben, den Baum schneller als der Löwe zu erreichen und ihn schneller als der Löwe zu erklimmen. Durch das Beispiel der Angst können wir einen Sinn der Wirkungen unserer Psyche auf unseren Organismus erkennen. Die Angst ist eine EMOTION, die in der Folge einer empfundenen GEFÄHRDUNG von WERTEN entsteht. Die Angst hat den Zweck, die als gefährdet interpretierten WERTE zu schützen. Sie fragt nicht nach Konstruktivität oder Destruktivität der als gefährdet empfundenen WERTE. Innerhalb unseres Körpers besteht ein Hauptauftrag an jedes Organ oder System, die Lebensfähigkeit des Individuums aufrechtzuerhalten oder zu intensivieren. Hormonsystem und vegetatives Nervensystem erfüllen diesen Auftrag in genialer Weise, wenn die oberste Steuerinstanz, also unsere Psyche intakt ist. Da die Angst für das Leben jedes Individuums und für die Psychosomatik insbesondere einen zentralen Stellenwert einnimmt werden wir uns noch des öfteren in verschiedenen Formen mit diesem Thema befassen.

 

Kulturschäden

Der Mensch, und damit all seine Organe und Strukturen wie das Nervensystem, Verdauungssystem oder das Hormonsystem hat sich vermutlich innerhalb sehr vieler Generationen, also in unserer Vergangenheit entwickelt. Entwicklung heißt unter Anderem Anpassung an Umweltkonstellation mit dem Zweck der Steigerung der Überlebensfähigkeit. Also hat unser Organismus sich innerhalb von Jahrmillionen an eine Umwelt der Vergangenheit angepasst, in der wir heute nicht mehr leben. Unsere jetzige Existenz innerhalb unserer Kulturen erfordert gänzlich andere Reaktionen als sie durch unsere Genetik erbracht wird. Gehen wir davon aus, dass es in unserer ferneren Vergangenheit nur die Werte LEBENSFÄHIGKEIT und LUSTBEFRIEDIGUNG innerhalb unserer Psyche gab. Diese beiden Werte bedingen aufgrund ihrer Einfachheit ein geniales Lebensprinzip. Die entstandenen Kulturen, in denen wir aufwachsen, bedingen die Übertragung einer Menge von neuen Werten in uns. So erhalten wir den Wert des Besitzes, aus dem sich unsere Verlustängste entwickeln, den Wert der Ehre, Macht, Ansehen und so weiter. Jeder neue Wert, den wir innerhalb unserer Erziehung erhielten, erschien und erscheint uns in verschiedenen Lebenssituationen als gefährdet. Jede Empfindung einer Gefährdung eines unserer Werte löst jedoch Angst aus. Ob diese Ängste nun bewusst oder unbewusst erlebt werden ist für die Wirkungen der Ängste nicht sehr relevant. Und sobald diese Ängste einmal entstanden sind, besteht keine Möglichkeit mehr, die Wirkungen dieser Ängste zu behindern. Jeder Versuch, etwas gegen unsere Ängste zu unternehmen bedingt sogar eine Zunahme der Ängste. Im gesunden Zustand unserer Psyche bewirkt Angst immer einen Mobilisierungsversuch, der erst durch andauernde Inaktivität in Resignation übergeht. Um die Schäden besser zu verstehen, die in uns im Rahmen unserer Vergangenheit durch die Übernahme von kulturspezifischen Werten entstanden sind, gehe ich auf diesen Aspekt durch Beispiele ein.

 

Kugel und Rollen

Stellen sie sich den Menschen bei und kurz nach der Geburt vor. Er gleicht mit seinem genialen Wertsystem, das auf Lebensfähigkeit und Lustbefriedigung orientiert ist, einer optimal runden Kugel. Die Kugel ist also im Weiteren ein Symbol für einen Menschen, dem noch nicht durch den Spießrutenlauf der Erziehung Fremdwerte aufgezwungen wurden, die im Verlauf des Lebens des Erzogenen viel Schaden bedingen. Dabei ist zu unterscheiden zwischen Erziehung und Information. Der Erziehungsprozess erscheint mir als ein Gewaltvorgang, bei dem die Umwelt einem zu Erziehenden erpresserisch ein kulturspezifisches Wertsystem aufzwingt, das nur durch Angst seine Wirkungen und Ziele erreicht. Anders der Prozeß der Information. Dabei werden einem jungen Menschen Informationen angeboten, deren Integration ins Wertsystem jedoch der Entscheidung des Kindes überlassen wird. Die Kugel ist also dieses Symbol für eine PRIMÄRBIOLOGISCHE, SELBSTORIENTIERTE, EINHEIT die den Menschen bei seiner Geburt darstellt. Stellen sie sich nun wieder vor, dass auf der Oberfläche der Kugel alle Begriffe, die wir in der uns bekannten Realität kennen, geschrieben stehen. So stehen zum Beispiel die Worte "klein, fleißig, Depp, hässlich, schön, Liebling, dick, faul, intelligent, Nasenbohrer, langsam" und so weiter darauf. Diese Worte, mit denen wir unsere Realität interpretieren sind positiv bewertet, solange sie unsere Lebensfähigkeit und Lustbefriedigungsfähigkeit aufrechterhalten oder intensivieren. Realitätsaspekte, die unsere Lebensfähigkeit und Lustbefriedigungsfähigkeit gefährden führen zu einer gesunden Angst und dadurch zu gesundem Abwehrverhalten und Widerstand, die den Zweck haben, die Werte Lebensfähigkeit und Lustbefriedigungsfähigkeit zu erhalten. Dieses primärbiologische Wertsystem macht es uns leicht, die Realität konstruktiv zu interpretieren und uns in sie harmonisch zu integrieren. Im Verlauf des Älterwerdens bewertet die Umwelt in Form der Eltern, Freunde, Verwandten und Bekannten unsere Charakteristika. Unsere Charakteristika sind mit den Worten auf unserer Oberfläche gleichzusetzen. Innerhalb unserer zur Zeit bestehenden Kultur werden nun meist die Worte "klein, Depp, häßlich, dick, faul, Nasenbohrer, langsam", negativ interpretiert und somit werden wir mit dem negativen Feedback der Umwelt bombardiert, sobald wir unsere Umwelt mit diesen, unseren Eigenschaften konfrontieren. Negatives Feedback erhalten wir durch die bekannten Strafaktionen wie: Schimpfen, Schläge, früher ins Bett müssen, Liebesentzug, Schuldprojektionen, Nachtischentzug oder Strafarbeiten. Diese Strafen lösen in uns Ängste aus. Wir erkennen nun, dass, wenn wir Eigenschaften wie :"klein, Depp, hässlich, dick, faul, Nasenbohrer, langsam" und so weiter in unserer Umwelt demonstrieren, daraus Schaden, in Verbindung mit Angst, für uns entsteht. Mit der Zeit werden auch wir Aspekte, die zuerst nur die Umwelt an uns negativ bewertet, selbst negativ bewerten. Die Angst davor, negativ bewertet zu werden, konnten wir dadurch reduzieren, dass wir Verhaltensweisen demonstrierten, die in unserer Umwelt positives Feedback auslösten. Durch Liebsein, Bravsein, Schönheit, Intelligenz, Leistung waren wir nicht nur in der Lage, Strafaktionen zu vermeiden, sondern wir ernteten sogar positives Feedback in Form von Liebesdemonstrationen, Scheinakzeptanz, länger wach bleiben dürfen, neues Spielzeug, besondere Nachtische und scheinbare Freiheiten. Stellen sie sich wieder unsere Oberfläche vor, auf der all die uns bekannten Begriffe stehen. Wir erkennen bald: wann immer wir durch unsere Verhaltensweisen Eigenschaften oder Charakteristika demonstrieren, die innerhalb unserer Umwelt negativ bewertet werden, erhalten wir Frustrationen. Diese Frustrationen können wir dadurch vermeiden, dass wir diese Eigenschaften nicht mehr zeigen. Symbolisch gesagt decken wir das Wort "Nasenbohrer" auf unserer Oberfläche einfach dadurch zu, dass wir nicht mehr öffentlich nasenbohren. Wir geben dadurch zu verstehen, kein Nasenbohrer zu sein. So verfahren wir auch mit anderen Dingen: Wir versuchen, nicht mehr "klein, deppert, hässlich, dick, dumm, faul, langsam" zu erscheinen. Quasi decken wir diese Worte auf unserer Oberfläche zu, so dass sie von niemandem mehr gesehen werden. Zum Zudecken dieser Worte ist uns alles recht. Wir verwenden Papierstückchen, Schlamm oder wie zufällig vor diesen nun negativ interpretierten Worten stehende Luftballons. Alles ist uns willkommen, um der Umwelt vorzutäuschen, wir seien nicht "klein, deppert, hässlich, dick, dumm, faul, langsam". Diese und andere, jetzt negativ interpretierte Eigenschaften seien uns völlig fremd. Das "Kleinsein" können wir mit dickeren Schuhsohlen kompensieren. Den dummen, faulen, langsamen Depp zu verstecken, tun wir uns schon etwas schwerer aber wir finden Mittel und Wege, auch Dieses zu kompensieren. Das Hässliche an uns lässt sich wegschminken und was der Schminke trotzt kann man oder Frau wegoperieren lassen. Dem, was dick an uns erscheint, rücken wir mit brutalen Abmagerungskuren, mit Diäten und in Fitnessclubs zu Leibe. Auf was verzichten wir nicht alles und wie vergewaltigen wir uns auf vielfältige Arten und Weisen. Und das alles nur, um die Angst zu vermeiden, die entstünde, wenn die Umwelt erführe, welche und wie viele negative Eigenschaften wir glauben zu haben. Eben alle unsere Negativrollen. Kommen wir nun zur anderen Art von Rollen die man uns anerzogen hat, den Positivrollen. Wenn wir Eigenschaften zeigten, die die Umwelt als positiv bewertete, wie zum Beispiel: Schönheit, Fleiß, Intelligenz, Größe, Leistungsfähigkeit, Weitsicht, und so weiter brauchten wir keine Angst vor Ablehnung zu haben sondern erhielten sogar positives Feedback in Form von Liebesdemonstrationen, Scheinakzeptanz, länger wachbleiben dürfen, neues Spielzeug, besondere Nachtische und scheinbare Freiheiten. Kein Wunder, dass wir uns eilig daranmachten, diese Worte, die von der Umwelt positiv interpretiert wurden auf unserer Oberfläche herauszuputzen. Wir verzierten die Worte mit kleinen aber auffallenden goldenen Rähmchen, polierten sie auf Hochglanz und zeichneten sie mit Leuchtfarbe nach. Wir halten wie zufällig Vergrößerungsgläser vor manche der positiv interpretierten Worte. Auf diese Art versuchen wir, auf unsere Positivrollen aufmerksam zu machen. Wir stellen uns dar, als wären wir viel schöner, fleißiger, intelligenter, größer, leistungsfähiger oder weitsichtiger, als wir real sind. Tarnen und Täuschen heißt unser Motto. Durch all die uns anerzogenen Fremdwerte verzerren wir unsere Realität. Wir haben nun keine geniale Kugelform mehr. Sobald wir uns mit all diesen Rollen identifiziert haben, sind wir nicht mehr in der Lage, zu Eigenschaften, wie "klein, deppert, hässlich, dick, dumm, faul, langsam" zu stehen. Manche dieser Eigenschaften demonstrieren wir täglich mehrmals. Es ist nun mal unsere Realität. Biologisch genügt uns unsere Schönheit, Fleiß, Intelligenz, Größe, Leistungsfähigkeit, Weitsicht und so weiter allemal, um unsere Lebensfähigkeit und Lustbefriedigungsfähigkeit zu erhalten. Müssen wir denn immer weiter machen damit, uns und anderen immer etwas vorzumachen mit unseren Rollen, die inzwischen eine Eigendynamik entwickelt haben? Vielleicht immer weniger, je mehr wir die Schäden erkennen, die die Rollen und Identifikationen mit uns und in uns und in unserer Umwelt verursachen. Dass wir aufgrund der Rollen in unserer Identitätsstruktur sehr angstgesteuert durch unser Leben gehen ist nun etwas klarer geworden. Durch die Hineinerziehung der Rollen mit den darin enthaltenen Werten in uns entstand eine enorme Menge von Angegriffenseinsempfindungen und Ängsten und daraus resultierenden Spannungen, die wiederum unsere Aggressionen und Gegenangriffsbestrebungen nach sich zogen. Hätten wir nur Angst, wenn unsere primärbiologischen Werte gefährdet wären, so würden wir leben wie im Paradies. Dummerweise kann unsere Angst nicht unterscheiden zwischen den Werten, mit denen wir geboren wurden und den Werten, die uns anerzogen wurden. Sobald also jemand in unserer Umwelt nun an einer unseren Rollen kratzt, fühlen wir Angst. Jemand nennt uns dumm und kratzt damit eine Schicht von dem Dreck über dem Wort "dumm" ab, den wir angebracht haben, um eben nicht als dumm erkannt zu werden. Nachdem wir uns mit dem "nicht dumm sein wollen" und dem Dreck über dem Wort "dumm" identifiziert haben führt ein Kratzen an dem Dreck zu einer Empfindung, als würden wir selbst angegriffen. Und dies wiederum löst Angst aus, aus der Gegenangriffsbestrebungen oder Kompensationen resultieren. Könnten wir zu unserer Dummheit, die sich doch des öfteren in unserem Tagesablauf zeigt stehen, so hätten wir es nicht nötig, Dreck über das Wort zu schmieren, sondern könnten es gut sichtbar und lesbar auf unserer Oberfläche stehen lassen. Kommt nun jemand aus unserer Umwelt und nennt uns dumm, so kratzt er oder sie nicht an dem Dreck auf uns, weil nämlich keiner da ist. Er oder sie spricht nur etwas offenkundiges an und wir können nur zustimmen, dass neben unseren Intelligenzbereichen sich auch einige Dummheitsbereiche zeigen. Durch das Beiseiteschieben des Vergrößerungsglases vor dem Wort "Intelligent" fühlen wir wieder einen Wert gefährdet. Wieder hat jemand erkannt, dass wir gar nicht so intelligent sind, wie wir versuchten, der Umwelt zu demonstrieren. Wir wurden bloßgestellt und das löst eine Menge Angst aus. Wie gesagt hat die Angst die Aufgabe, den gefährdet erscheinenden Wert zu schützen. Und da die Angst nicht unterscheiden kann zwischen gefährdet erscheinenden Eigenwerten und den uns anerzogenen Fremdwerten muss sie versuchen, den gefährdet erscheinenden Fremdwert zu schützen. Nur, wie soll die Angst dieses Konstrukt "Fremdwert" schützen? Die Werte Lebensfähigkeit und Lustbefriedigungsfähigkeit haben reale Bezüge. Doch wie soll die Angst ein "nicht dumm erscheinen wollen" schützen? Sie tut sich dabei verdammt hart. Und trotzdem versucht sie es. Hat jemand der Umwelt einen unserer Dummheitsbereiche entlarvt, so sagen wir einfach, es stimmt nicht. Wir waren das gar nicht. Wir versuchen, mit übertriebener Intelligenzdemonstration zu kompensieren. Wir werten den Anderen ab, indem wir auf seine noch viel größeren Dummheitsbereiche hinweisen. Wir lenken elegant oder auch mühsam vom peinlichen Thema ab und reden übers Wetter. Oder wir werden einfach aggressiv und verhauen den scheinbaren Angreifer. Wie oft geschieht es, dass wir uns durch Worte Anderer Angst empfinden und uns angegriffen fühlen, ohne auch nur im Mindesten real angegriffen zu sein? Auf welche Arten "verteidigen" wir uns und wie praktizieren wir unsere Gegenangriffe? Sobald wir erkennen, dass Worte unsere biologischen Werte niemals angreifen können, sondern immer nur unsere anerzogenen Rollen, also Konstrukte angreifen, wird uns klarer, wie oft wir in der Folge der Identifikationen mit unseren Rollen mit Angst und Aggressionen reagieren. Der Übertragungsprozess von Rollen und Idealen innerhalb unserer Vergangenheit gleicht einer Situation, bei der uns jemand anweist, die Hände aufzuhalten, woraufhin derjenige eine Riesenportion hineinkakkt und uns sagt: "Dieses wird ein wesentlicher Inhalt Deines Lebens sein. Beschütze, verteidige und vermehre es Dein Leben lang." Und das tun wir dann auch, nachdem wir uns mit dem Kot der Kultur identifizierten. Durch unsere Identifikationen machen wir uns und unserer Umwelt das Leben ganz schön oder besser gesagt unschön schwer. Wir erkennen nun besser, wie wir uns durch geäußerte Worte aus unserer Umwelt angegriffen fühlen, ohne es zu sein. Dadurch können wir aber auch lernen, mehr zu unserer Realität zu stehen um damit ein bisher nicht gekanntes Maß an Unangreifbarkeit und Stabilität zu erreichen.

 

Ideale

Kommen wir zum Thema Ideale. Ideale erscheinen mir als die ethischen Maxima einer Kultur. In unserer frühesten Kindheit wurden wir angehalten, uns mit diesen Idealen zu identifizieren. Gerechtigkeit, Fairness, Mut, Nationalismus, Redlichkeit, Ehre, Ehrlichkeit, Freiheit, Einigkeit und Treue sind nur einige dieser Ideale. Ideale gleichen in ihren Wirkungen Vorsätzen, die wir immer weniger erreichen, je mehr wir es versuchen. Und je weniger wir Vorsätze oder Ideale erfüllen können, umso intensiver wächst unser schlechtes Gewissen und Angst und mit diesen Beiden das Motiv Vorsätze oder Ideale zu erfüllen. Die Ideale, die ein Vereinsmeier oder Beamter in seiner Kindheit übernahm unterscheiden sich intensiv von denen eines Punkers oder eines Rockers. Solange unsere Ideale nicht gefährdet erscheinen, fühlen wir uns wohl und haben keine Angst oder Aggression. Jedoch beunruhigt uns bereits die Existenz von Gruppen mit anderen Idealen als unseren eigenen. Massive Angst oder Aggression entsteht jedoch in uns, wenn die Ideale der anderen Gruppe unsere eigenen Ideale gefährden. Punker und Vereinsmeier haben sehr selten miteinander zu tun. Die Unterschiedlichkeit der Ideale beider Gruppen verursachen in den Mitgliedern beider Gruppen jedoch intensive Aggressionen und wüste Beschimpfungen der jeweiligen Gegengruppe. Ein Feindbild ist entstanden. Feindbilder entstehen umso leichter, je mehr eine Idealidentifikation besteht, die mit anderen Idealidentifikationen konfrontiert wird. Besteht nun keine Distanzierungsmöglichkeit zwischen Menschen unterschiedlicher Idealidentifikationen, so ist Krieg fast unausweichlich. Keiner der mir bekannten Kriege verlief ohne Idealidentifikation und daraus resultierenden Feindbildern. Das Prinzip scheint immer das selbe zu sein, ob Kleinkrieg innerhalb einer Familie oder ein Krieg zwischen Staaten.

Auch die Schuldempfindung ist eine Angstform, die mit der Identifikation mit unseren Rollen zu tun hat. Sobald wir uns zum Beispiel mit der Rolle eines Ehemannes identifizieren, übernehmen wir auch die Pflichten, Zuständigkeiten und Rechte eines Ehemannes. Wir haben Erwartungshaltungen über die Dinge, die uns als Ehemann doch zustehen. Wir reagieren mit Aggressionen, sobald die Umwelt, meistens in Form unserer Frauen, unsere Ehemann-Privilegien nicht erfüllt. Sobald wir jedoch eine oder mehrere unserer rollenorientierten Pflichten nicht erfüllen und dadurch jemand leidet, dem oder der die Erfüllung unserer Pflichten zugestanden hätte, fühlen wir unser schlechtes Gewissen und unsere Schuldempfindungen bohren. Normenorientiert versuchen wir nun, unsere unangenehmen, angstauslösenden Schuldempfindungen dadurch abzubauen, indem wir gezwungenermaßen unsere Pflichten zu erfüllen versuchen. Ähnlich wie unsere Schuldempfindungen sind auch unsere Mitleids-Empfindungen erst eine Folge unserer Identifikationen. Durch die Erklärung der uns anerzogenen, konstruierten Rollen ist das Verständnis der Angst möglicherweise etwas gewachsen. Hier noch einmal die Definition der Angst: Angst ist eine Emotion, die in der Folge einer empfundenen Wertgefährdung entsteht. Die Angst hat den Zweck, den gefährdet erscheinenden Wert zu schützen. Die Angst kann nicht zwischen primärbiologischen, also angeborenen Werten und den uns anerzogenen konstruierten Fremdwerten unterscheiden. Aus einer Gefährdung unserer primärbiologischen Werte resultiert eine konstruktive Verhaltensweise, die den Zweck hat, die Werte Lebensfähigkeit und Lustbefriedigungsfähigkeit zu erhalten. Hingegen verursacht eine Gefährdungsempfindung gegenüber unseren Rollen im Allgemeinen eine destruktive Aggression gegen den scheinbaren Angreifer oder ein Kompensationsverhalten. Und dieses bedeutet für uns und die Umwelt nur Schaden. Wir wenden uns nun der Klärung von Ängsten zu, die ich Eingangs ansprach. Teilen wir diese Ängste zuerst in Gruppen ein. Die erste Gruppe sind die Konstruktivängste. Sie entstehen, wenn einer unserer primärbiologischen Werte gefährdet erscheint. Somit erhalten diese Ängste unsere Lebensfähigkeit und unsere Lustbefriedigungsfähigkeit. Aber auch unsere Konstruktivängste können wir derart verändern, dass sie unsere Lebensfähigkeit und unsere Lustbefriedigungsfähigkeit be- oder verhindern. Wie funktioniert das? Stellen sie sich vor, mit einem Bekannten in die Berge gefahren zu sein. Sie stehen auf einem Hochplateau und genießen die herrliche Aussicht. Einer von ihnen beiden kommt auf die Idee, sich näher an den Rand, nachdem es ca. 800 Meter in die Tiefe geht, heranzuwagen. Unsere Biologie sagt: "Für was sollte ich näher an den Rand gehen? Von hier aus ist die Aussicht ohne Gefahr zu genießen." Die uns anerzogenen Werte sagen: "Stell dir nur vor, was die Zuschauer für Augen über meinen Mut machen werden. Vielleicht kneift mein Bekannter und traut sich nicht so nah an die Klippe ran wie ich? Dann habe ich die Mutprobe gewonnen und steh vor meiner Umwelt saugut da, und ich werde vom positiven Feedback nur noch so überhäuft. Außerdem kann ich jetzt sowieso nicht mehr zurück, wie steh ich denn dann da? Was würden die Leute sagen, wenn ich nun meinen Schwanz einziehe?" Sollte es nun unsere Fremdwertstruktur in uns sein, die das Entscheiden dominiert, so werden wir ein Verhalten praktizieren, das unseren biologischen Motiven nicht entspricht. Wir zwingen uns, unsere Angst ignorierend immer näher an die Klippe heran. Mit jedem Schritt in Richtung Klippe steigt unsere Angst. Die primärbiologische Struktur in uns hat die Möglichkeit, die Angst in enorme Höhen hinaufzuschrauben. Irgendwann werden wir die Angst in uns als negativ betrachten, weil sie uns hindert, Verhaltensweisen auszuüben, die positives Feedback einbrächten oder die negatives Feedback vermeinen würden. Und je mehr wir uns zwingen, Dinge zu tun, die unsere biologischen Werte gefährden, um so mehr wird die Angst steigen, die wir immer mehr als negativ und feindlich empfinden müssen. Auf diese Art haben wir es geschafft, aus der Angst, einer unserer freundlichsten und lebenswichtigsten Emotionen einen schrecklichen Feind zu machen, der unser Leben auf oft brutalste Art in der Lage ist, zu zerstören? Je nachdem, zu welcher Verhaltensweise wir uns normenorientiert zwangen, die primärbiologische Werte gefährdete, werden irgendwann auch biologische Verhaltensweisen nicht mehr durchführbar sein. Vor lauter Angst werden wir nicht mehr in die Berge fahren, wir werden nicht mehr unter Menschen gehen, wir werden nicht mehr auf freie Plätze gehen, wir können bestimmte Dinge nicht mehr essen, wir steigen in kein Auto oder Flugzeug mehr, wir machen immer größere Bögen um immer kleinere Hunde. Diese Liste lässt sich noch viel weiter fortsetzen. Und die übliche Angsttherapie spannt den Bogen nur noch weiter. Einzeltherapeutische - und Kollektivgewalten schlagen immer mehr auf die feindlich erscheinenden Ängste ein ohne zu verstehen, dass diese Ängste bereits ein Produkt der Gewalt des Einzelnen sind. Therapie in meinem Sinn heißt, die Hintergründe der Angstignoranz besser verstehen zu lernen. Die Hintergründe liegen immer in den uns anerzogenen konstruierten Rollen und Idealen. Es ist an der Zeit, ein Selbstbewusstsein aufzubauen, das sich wieder mehr an unseren primärbiologischen Werten orientiert, als an den uns anerzogenen, die uns so oft zu Marionetten der Angst machen. Die zweite Gruppe sind die Destruktivängste. Sie entstehen, wenn unsere Rollen oder Ideale angegriffen erscheinen. Diese Ängste versuchen also, die Konstrukte, Rollen oder Ideale aufrechtzuerhalten. Nachdem diese Konstrukte nicht real existieren, können Sie nicht real geschützt oder verteidigt werden. Der Schutzmechanismus beschränkt sich also darauf, Gegenangriffe gegen den scheinbaren Angreifer zu praktizieren oder und unsere gefährdet erscheinenden Rollen oder Ideale zu intensivieren.

 

Kuckuck und Amsel

Zu diesem Thema noch ein Beispiel, das uns auch einen möglichen Erkenntnisweg zeigt.

Das Beispiel vom Kuckuck und der Amsel.

In diesem Beispiel sind sie die Amsel. Sie haben soeben einige Eier in ihr Nest gelegt. Ihre eigenen Eier. Nennen wir ihre einzelnen Eier die Lebensfähigkeit, das Fühlen, das Schmecken, das Hören, das Sehen, das Riechen, die Neugierde, das Spiel, die Liebes - oder Harmonieempfindung. Nach einer ihrer wenigen Brütpausen, bei denen sie sich mit Nahrung versorgten, fliegen sie zurück und finden ein Ei mehr in ihrem Nest vor. Nachdem sie als dumme Amsel nicht zählen können, kommt ihnen die ganze Sache nur etwas eigenartig vor. Logisch erscheint es ihnen nicht, dass irgendjemand auf die Idee käme, ihnen sein Ei ins Nest zu legen. Obwohl es etwas größer und andersfarbig ist betrachten sie es bald als ihr eigenes Ei und brüten eifrig weiter. Von einem Kuckuck haben sie ja noch nie was gehört. Ab jetzt brüten sie an ihren eigenen Eiern oder Werten und an dem Ei oder Wert, den ihnen die Umwelt in Form eines Kuckucks in ihr Nest gelegt hat. Diesen kleinen Kuckuck, den sie in Verbindung mit ihren eigenen Jungen ausgebrütet haben betrachten sie nun jedoch auch als ihr eigenes Junges oder ihren eigenen Wert, nachdem sie sich mit ihm identifiziert haben. Der Kuckuck symbolisiert die Normen, Ideale und Rollen, die uns von der Umwelt ins Nest unserer Psyche gelegt wurden. Und nun liegt es nun mal in der Natur der Sache, dass das Junge, das am lautesten schreit die dicksten Würmer kriegt. Raten sie dreimal, welches Junge am lautesten schreit! Natürlich ist es der Kuckuck, der die dicksten Happen abkriegt. Unsere eigenen Jungen bekommen schon auch mal einen Happen ab, nachdem der Kuckuck kurz gesättigt ist, aber es reicht oft gerade noch zum Überleben. Die Motive unserer Jungen sind die Lebensfähigkeit und die Lustbefriedigung. Sobald sie Happen abbekommen werden wir durch Befriedigung stärker, ausgeglichener und dominanter. Unser Leben füllt sich mit Energie. Das Motiv des Fremdwertes Kuckuck ist, den Zustand der geringsten Angst zu erreichen. Dieses ist durch ein Normenorientiertes Leben, in dem wir nicht anecken am ehesten zu erfüllen. Durch jede Normerfüllung geben wir dem Kuckuck wieder ein dickes Stück Wurm ab, das ihn wieder stärker macht. Mit jedem Schreien des Kuckucks empfinden wir Angst, die wir mildern können, indem wir ihm wieder ein Stuck Wurm in den weit aufgesperrten Schnabel stopfen. Kurz gibt der Kuckuck die für uns ersehnte Ruhe, um dann ärgerlicherweise mit neuer, noch größerer Energie und Lautstärke weiter zu schreien. Und wir merken nicht, dass wir mit jeder Investition in die Fremdwerte in Form einer Fütterung des Kuckucks in immer größere Abhängigkeit gegenüber diesen Umweltforderungen geraten. So betrachtet sind wir kaum klüger als die dumme Amsel, die sich von einem Kuckuck ein Ei aufhängen ließ.

Wir werden es wohl nie schaffen, dem Kuckuck keinen Wurm mehr zu opfern. Aber wir können den Weg gehen, durch Bewusstwerdung, wen wir nun wieder füttern, unseren eigenen Jungen wieder mehr Energie zukommen zu lassen. Ein Dominieren unserer eigenen Werte und eine Reduktion der Angst auslösenden Fremdwerte wird die Folge sein.

 

Gesundheit, Krankheit und Therapie

Die Weltgesundheitsorganisation oder WHO bezeichnet Gesundheit als körperliches, geistiges, soziales und berufliches Wohlbefinden. Diese Definition des Wortes Gesundheit bedingt aufgrund ihrer Oberflächlichkeit auch ein oberflächliches Verhalten, um diese Art von Gesundheit zu erreichen. Zum Beispiel ist ein Mensch mit Kopfschmerzen nach der WHO - Definition krank, weil kein körperliches Wohlbefinden besteht. Durch die Anwendung von Schmerzmitteln befindet sich der Mensch laut WHO-Definition im Zustand der Gesundheit, weil er im scheinbaren körperlichen Wohlbefinden ist. Ist ein Mensch gesund, wenn Ihm durch Schmerzmittel der Schmerz blockiert wird aber der Hintergrund der Kopfschmerzentstehung noch besteht? Ein anderer Mensch ist aufgrund von Depressionen in einem geistigen Unwohlbefinden und somit laut WHO im Zustand der Krankheit. Werden diesem Menschen nun mit Hilfe von Psychopharmaka seine Depressionen unterdrückt, so fühlt sich dieser Mensch kurzfristig wieder wohl und die Pseudotherapie ist laut WHO geglückt, weil der Mensch ja nun gesund erscheint, da er sich geistig nicht mehr unwohl fühlt. Die Depressions- bedingenden Konflikte bestehen trotz Psychopharmaka weiter, sind aber gerade durch die Wirkung der Psychopharmaka kaum mehr therapierbar. Auch im Bereich des sozialen und beruflichen Wohlbefindens geht unsere Gesellschaft oberflächliche Wege, die nicht reales soziales oder berufliches Wohlbefinden verursachen.

Hier nun ein Versuch das Thema Gesundheit etwas tiefgreifender zu betrachten.

Gesundheit ist der vom Individuum selbstbedingte Zustand, innerhalb der Gegenwart aber noch wichtiger über die voraussichtliche Dauer seiner Existenz, größte Lebensfähigkeit und intensivstes Wohlbefinden zu erhalten oder zu erreichen.

Aus dieser Definition ergibt sich, dass Gesundheit nur dann besteht, wenn Körper und Psyche selbständig in der Lage sind, den konstruktivsten Zustand des Gesamtorganismus durch die Nutzung der ihm innewohnenden Selbstheil- oder Regenerationskräfte zu erhalten oder zu erreichen.

Versuchen wir, dies durch ein Beispiel besser zu verstehen.

Gehen wir davon aus, dass ein Mensch sich mit bestimmten Bakterien infiziert. Ein gesundes, also intaktes Immunsystem erkennt diesen Zustand und wird Schritte einleiten, um den Erreger aus dem Organismus zu eliminieren. Die Schritte, die unser Organismus einleitet, um seine Lebensfähigkeit zu erhalten, werden von uns Menschen sehr oft negativ interpretiert, als Krankheit bezeichnet, und dadurch bekämpft. Zum Beispiel verursacht unser Organismus Fieber, weil durch die Erhöhung der Körpertemperatur unsere Stoffwechselleistungen vervielfacht werden und zugleich die optimalen Lebensumstände des Erregers verloren gehen. Das Fieber interpretieren wir als unbequem, was zur Folge hat, dass wir allzu oft etwas dagegen unternehmen. In Verbindung mit dem energieaufwendigen Abwehrkampf des Immunsystems besteht vielfach eine reduzierte Energiefreisetzungsbereitschaft des Organismus, die wir als unangenehme Müdigkeit interpretieren. Oft betrachten wir unseren Leistungswahn dann als wichtiger, als dem Organismus die Ruhe zu gönnen, die er für seine inneren Aufwendungen dringend benötigen würde. Unser Immunsystem muß im Verlauf von Abwehrvorgängen des öfteren Entzündungen praktizieren, um seiner Aufgabe gerecht zu werden. Im Verlauf der Entzündung verursacht der Immunapparat Schwellungen in den entzundenen Gebieten, um durch starke Durchblutung und größere Wärmeentwicklung einen intensiveren Heilunsverlauf einzuleiten. Die Bewegungsfähigkeit im Bereich der Entzündung wird eingeschränkt um durch Ruhe im geschädigten Gebiet eine bessere Regeneration zu erreichen. Meist sehen wir den schmerzenden, geschwollenen, roten, bewegungshinderlichen Vorgang der Entzündung als negativ und versuchen etwas dagegen zu unternehmen. Dass Fieber, Schmerz, Ruhebedürftigkeit oder Entzündungen gerade wesentliche Werkzeuge des Immunsystems darstellen, die genutzt werden, um den Zustand der größten Lebensfähigkeit und auf die Zukunft orientiert auch das größte Wohlbefinden zu erreichen vergessen wir gar zu oft. Viele Krankheitssymptome des Organismus, nicht nur Fieber, Schmerz, Ruhebedürftigkeit oder Entzündungen resultieren aus dem Grundauftrag eines Körpers, den Zustand der Gesundheit zu erhalten oder zu erreichen. Vieles von dem, was wir Krankheit nennen ist also nichts anderes, als praktizierte Gesundheit, weil unser Körper keinen anderen Weg gehen kann, um den Zustand größten Wohlbefindens auf längere Dauer zu erreichen. Dass durch unsere Aktivitäten gegen Krankheiten oder Symptome zwangsläufig die Selbstheilkräfte unseres Körpers und unserer Psyche aufs massivste gestört oder zerstört werden ist nun klarer geworden. Zum Beispiel ist es ein sehr bedenkliches Zeichen für die Immunstruktur eines Patienten, wenn Dieser nicht mehr in der Lage ist, den Zustand des Fiebers zu produzieren. So, wie bei diesen Patienten früher der Fieber-Mechanismus bekämpft und zerstört wurde, versuchen Therapeuten nun wieder, diesen unbequemen aber äußerst wichtigen Selbstheilvorgang anzuregen. Meist ohne Erfolg, da der sensible Fieber-Mechanismus zwar leicht zerstörbar aber schwer regenerierbar ist. Dass wir also durch die üblichen Pseudotherapien gegen scheinbare Krankheiten oder ihre Symptome nur den Zustand der realen Krankheit bedingen erscheint nun logischer.

Aus dem eben gesagten ergibt sich die Definition der Krankheit:

Krankheit ist ein Zustand, in dem ein Individuum nicht mehr in der Lage ist, selbständig innerhalb der Gegenwart aber noch wichtiger über die voraussichtliche Dauer seiner Existenz, größte Lebensfähigkeit und intensivstes Wohlbefinden zu erhalten oder zu erreichen.

Aus diesem ergibt sich die Definition des Wortes Therapie:

Therapie ist ein Informationsprozess, der ein Individuum in die Lage bringt, wieder selbständig innerhalb der Gegenwart aber noch wichtiger über die voraussichtliche Dauer seiner Existenz, größte Lebensfähigkeit und intensivstes Wohlbefinden zu erhalten oder zu erreichen.

 

Realität und Akzeptanz

Bei all meinen Thesen gehe ich davon aus, dass wir in einer wertneutralen Realität existieren. Mit den angeborenen Werten und daraus resultierenden Zielen, innerhalb dieser wertneutralen Realität "Lebensfähigkeit und Lustbefriedigung" aufrechtzuerhalten, scheint ein Mensch gut in der Lage zu sein, ein konstruktives Leben zu leben. Die Realität scheint dieses dominierende, wertneutrale Kontinuum zu sein, dessen Teil wir sind. Davon ausgehend scheint es für uns Menschen sehr konstruktiv zu sein, die Realität und ihre Gesetze immer besser zu verstehen. Das Verstehen der Realität und ihrer Gesetze scheint die Grundvoraussetzung für die Akzeptanz zu sein. "Akzepere" war das lateinische Wort, aus dem sich unser jetziges "akzeptieren" entwickelt hat. Es bedeutet "annehmen". Etwas wertneutral annehmen, ohne es durch die Vergewaltigung der Positiv- oder Negativbewertung zu verändern scheint der Inhalt der Akzeptanz zu sein. Nach dieser Definition scheint es sehr selten der Fall zu sein, dass wir einen Bereich der Realität in der Lage sind, wirklich zu akzeptieren. Kennen wir es nicht an uns, dass wir missmutig zur Frau, die nicht mehr mit uns leben will, sagen: "Na ja, wenn das so ist, dann werd ich das wohl akzeptieren müssen." Durch unsere Wortwahl und unsere Betonung geben wir zu verstehen, dass wir dieses, was es gilt zu akzeptieren, als sehr negativ interpretieren. Und je intensiver wir es negativ bewerten um so weiter sind wir von der eigentlichen Akzeptanz entfernt. Aber auch Situationen kennen wir, in denen wir sagen:" Oh ja, das akzeptiere ich." Auch hier macht sich durch Wortwahl und Betonung die positive Interpretation bemerkbar. Natürlich gilt auch hier, je positiver wir bewerten, umso weiter sind wir von der wertneutralen Akzeptanz entfernt.

Zu diesem Zusammenhang paßt die lineare Definition der Liebe.

Liebe ist die Einigkeits- oder Harmonieempfindung, die in der Folge der wertneutralen Akzeptanz entsteht.

Die in unserer Kultur übliche Schwarz - Weiß - Malerei von Liebe und Hass hat ganz andere Grundlagen. Da wir gelehrt wurden, unsere Realität polar zu betrachten, interpretieren wir Liebe und Hass als Gegenteile. Liebe ist in der uns anerzogenen Interpretation das Gefühl, das der intensivsten Positivbewertung gegenüber Realitätsanteilen folgt. Hass ist dementsprechend in der uns anerzogenen Interpretation das Gefühl, das der intensivsten Negativbewertung gegenüber Realitätsanteilen folgt. Das uns anerzogene polare Denken bedingt in Verbindung mit den uns anerzogenen Idealen viele Probleme. Sobald wir uns mit Idealen, also den ethischen Positivmaxima einer Kultur identifizieren, sind wir auch mit den Negativmaxima der Kultur verbunden. Gerechtigkeit, Fairness, Mut, Nationalismus, Redlichkeit, Ehre, Liebe, Ehrlichkeit, Freiheit, Einigkeit und Treue verursachen die selbe Freude in uns, wie deren interpretierte Gegenteile über den Frustrationsmechanismus gesundheitsschädliche Folgen bedingen. Zwangsläufig resultiert aus dem gewaltvollen Streben in die Richtung unserer Ideale ein Zunehmen der Frustrationen durch die Konfrontation mit den vermeintlichen Gegenteilen der Ideale.

Ein Beispiel hierzu:

Je mehr wir nach Liebe streben, desto mehr werden wir unter Hass leiden. Je mehr wir für Gerechtigkeit kämpfen, umso mehr leiden wir unter der Ungerechtigkeit. Unsere Angst vor Ehrverlust steigt im selben Verhältnis, wie wir uns um die Ehre bemühen. Die Empfindung der Unfreiheit wächst mit dem Kampf um die Freiheit. Gutes erzwingen zu wollen führt zu unserem Leiden durch Böses. Bei all diesen Idealen leiden wir weit mehr unter deren scheinbaren Gegenteilen als wir uns freuen über die Erfüllung der Ideale.

So sehr wir die uns anerzogenen Ideale bejahen, so intensiv müssen wir deren interpretierte Gegenteile verneinen. In diesem Zusammenhang ist das Verständnis des Wortes "Gewalt" von Nutzen. Gewalt ist ein scheinbarer PROBLEMLÖSUNGSMECHANISMUS, der durch Fremdwerte Denkens- oder Verhaltensweisen nach sich zieht, die GEGEN REALITÄTSASPEKTE gerichtet sind. Die Voraussetzung für Gewalt ist also die Existenz von Werten in uns, die zwangsläufig Realitätsanteile verneinen müssen. Die Verneinung von Realitätsanteilen ist die Voraussetzung für Frustrationen, aus denen sich Organ schädigende Negativemotionen ergeben. Da jeder Kampf oder Krieg nur Verlierer kennt, so gibt es auch beim Kampf gegen die Realität nur einen Verlierer. Den Kämpfenden. Und der verliert ganz einfach gesagt seine Gesundheit.

 

Niere

Das umfassendste Naturgesetz scheint das Gesetz Logik zu sein. Realitätsaspekte, die wir als unlogisch betrachteten wurden für uns immer logischer, je besser wir die realitätsbedingenden Faktoren verstanden. Verstanden wir die realitätsbedingenden Faktoren sehr gut, so war für uns in einem Vorgang keine "Unlogik" mehr zu finden. Wir können also davon ausgehen, dass wir bei "Unlogikempfindungen" nur die Faktoren nicht kennen, die zu der "unlogisch" interpretierten Situation geführt haben. Logos, aus dem sich das Wort "Logik" entwickelte wurde mit dem Begriff "Wort" oder dem "Weg" übersetzt. Scheinbar kann sich kein Vorgang dem Gesetz der Logik und seinem einzigen "Weg" entziehen. Jeder Realitätsablauf wird der Logik "gerecht". Und damit sind wir beim Wort "Gerechtigkeit". Wenn die Realität nach dem Gesetz der Logik abläuft, so gibt es genauso wenig etwas "unlogisches", wie es etwas "ungerechtes" gibt. Und so können wir das Wort Gerechtigkeit definieren: Gerechtigkeit ist ein Zustand und seine Veränderung auf der Basis des Gesetzes LOGIK. Und diese Gerechtigkeitsinterpretation erlaubt keine Ungerechtigkeit. Unsere Erziehung beinhaltet diese völlig andere Gerechtigkeitsinterpretation: Gerechtigkeit ist ein Zustand und seine Veränderung entsprechend unserer Fairness- und Gleichheitserwartungen. Je nach der Charakteristik der uns anerzogenen Fairness- und Gleichheitsideale werden wir gezwungen sein, immer mehr für die Gerechtigkeit oder besser gesagt "gegen" die interpretierte "Ungerechtigkeit" in der interpretierten Realität kämpfen. Natürlich gibt es auch in diesem Kampf nur einen Verlierer. Und die Realität hat bestimmt nichts zu verlieren. Nur der, der sich als Verteidiger der Gerechtigkeit fühlt, jedoch eigentlich sehr gewaltvoll ist, indem er versucht, die Umwelt zu zwingen sich seinen "gerechten" Regeln zu beugen, verliert seine optimalen Nierenfunktionen.

 

Lymphe

Eine Norm ist definiert als eine Schnittmenge innerhalb eines bestimmten Bereichs. Schon innerhalb unserer frühesten Kindheit wurden wir mit großer Intensität gezwungen, die kulturüblichen Normideale ohne "dumme Fragen" zu stellen einfach hinzunehmen und nachzuleben. Dieses tut man und jenes hat man zu unterlassen. Männer tun dieses und jenes nicht, Frauen dagegen tun jenes, aber dieses nicht. Ist man 8 Jahre alt, darf man das noch tun, jenes aber noch nicht und dieses muss man noch tun bis man wer weiß wie alt ist. Der darf mit dieser dieses tun, was er mit jener ja nicht tun darf. Unsere Normideale machen auch nicht halt vor Körpergrößen, Gewichtsverhältnissen, Haarfarben, Haarlängen, Verhaltensweisen, Kleidungsverpflichtungen, Ausdrucksweisen und so weiter. Ist eine Norm einmal sehr dominant anerzogen, so dass für die Individualität des Erzogenen kaum mehr Platz bleibt, so fühlt sich das Individuum auch nicht in einem Normenkonflikt. Dieses oder jenes ist halt so, wie es ist. Der Mensch bewertet seine Umwelt normenorientiert und hinterfragt diese Bewertungsgrundlage zwecks Angstvermeidung vorsichtshalber nicht. Solange sich dieser Mensch "normal" verhält, glaubt er geliebt zu werden, scheint in das soziale Leben integriert und niemand denkt daran ihn auszuschließen. Und das ist es schließlich wert, ein scheinbar nur "kleines Bisschen seiner Identität zu opfern" sagt der Normenorientierte. Ist ein Individuum nicht erzogen, so ist für dieses Individuum der Normbegriff sowieso nicht auf Identitätsbereiche anwendbar. Die einzig bestehende Struktur innerhalb der Psyche ist die Eigenidentität. Es besteht kein Grund, eigene Individualbereiche zu unterdrücken, weil der Umwelt kein normengerechtes Verhalten vorgespielt wird. Sind die Eigenidentität und die uns anerzogenen Normideale in ähnlichen Größen innerhalb unserer Psyche am Werke, so ergeben sich die größten Normenkonflikte. Wir erkennen in der Umwelt massive Motive, die uns in die Normwege lenken wollen, von denen wir empfinden, dass es nicht unsere eigenen Wege sind. Und wir erkennen zugleich, dass unsere eigenen Motive anormal zu sein scheinen. Es fällt uns sehr schwer, zu uns selbst zu stehen. Daraus ergeben sich intensive Konflikte, die unsere Lymphfunktionen zu stören scheinen. Die intensivsten Konflikte dieser Art machen wir naturgemäß in unserer Kindheit durch. Lymphfunktionsstörungen machen sich in verschiedenen Lebensphasen unterschiedlich bemerkbar. So ziehen Lymphstaus auch in unterschiedlichen Körperbereichen unterschiedliche Stoffwechselstörungen nach sich. Eine Prostata reagiert unter-schiedlich von einer weiblichen Brust auf einen Lymphstau. Beide Organe scheinen aber sehr anfällig auf einen Lymphstau zu reagieren. Möglicherweise sind die Tabus einer Kultur aufgrund ihrer Charakteristik ein Faktor, der die Individualität eines Menschen am stärksten in einen Normenkonflikt hineinzwängt.

 

Magen

Wenn Akzeptanz die Fähigkeit der wertneutralen Annahme von Realitätsinformationen ist, so scheint der Magenpatient in diesem Bereich ganz besondere Probleme zu haben. Die Revolte eines Magenpatienten gegen Realitätsanteile führt zu dem, was wir bewusst als Ärger wahrnehmen. Seitens des Magenpatienten besteht eine hohe Bereitschaft, sich mit bestimmten gesellschaftlichen Leistungsidealen zu identifizieren. Je intensiver die Identifikation, um so höher gestaltet sich die Investitionsbereitschaft in das Ideal. Und umso massiver entwickelt sich die Frustration des Magenpatienten und damit sein Ärger, sobald Menschen oder Situationen die irrealen Erwartungen des Magenpatienten nicht erfüllen. Ohne selbst real angegriffen zu sein fühlen sich die Betroffenen bei solchen Gelegenheiten oft massiv angegriffen. Bei diesem Geschehen erscheint es nicht von großer Bedeutung zu sein, ob der Magenpatient seinem Ärger projizierend in der Umwelt Luft macht, oder in sich einkapselt. Wir kennen beide Arten von Magenpatienten, die Introvertierten und die Extravertierten. Der Weg von der Emotion zum Organsymptom scheint folgender zu sein. Der aus der Frustration entstandene Ärger führt über den Nervus Vagus, einen Teil des parasympatischen Nervensystems zu einer Information an die Magenblutgefäße. Diese Information führt zu einer Konstriktion, also zu einer Zusammenziehung der Magenblutgefäße. In der Folge dieser Konstriktion entsteht eine reduzierte Schutzfunktion des Magens durch erstens: geringere Durchblutung; zweitens: geringere Schleimbildung ; und drittens: geringere H2CO3- also Bikarbonatbildung. Bei dieser Situation wird zugleich mehr HCL, also Hydrochlorid oder anders gesagt Salzsäure von der Magenwandung in das Magenlumen sezerniert. Die Reduktion der Schutzfunktionen und die intensivierte Bildung der aggressiven Salzsäure führt zur Reizung der Magenwandung. Als erstes entsteht somit eine Gastritis, die Magenschleimhautentzündung. Es folgt eine Ulcusbildung, also die Entwicklung eines Magengeschwürs. Und dieses Magengeschwür geht oft in ein Magenkarzinom, also den Magenkrebs über. Wie bei allen Krankheiten, so ist auch bei den Magenkrankheiten ein Lernauftrag enthalten. In erster Linie scheint dieser Lernauftrag darin zu bestehen, durch Intensivierung der Realitätserkenntnis eine Steigerung der Akzeptanzfähigkeit zu erreichen.

 

Herz

Beim Herzpatienten steht eine Nichterfüllungsfrustration, ein erlittener Verlust oder ein drohender Verlust emotional höchstwertiger, sehr persönlich empfundener Identifikationsbereiche im Vordergrund. Umgangssprachlich geht es um die Emotionen Kummer, Sorgen oder Trauer. Abstrakt betrachtet fühlt der Herzpatient seinen persönlich höchsten Wert, und das ist seine Eigenidentitätsempfindung dauerhaft gefährdet. Bei den Nichterfüllungsfrustrationen steht im Vordergrund, dass sich der Herzpatient durch den Lebenspartner oder seltener auch durch die Berufssituation unterdrückt fühlt. Auch die Erwartung, geliebt zu werden erscheint dem Herzpatienten oft nicht erfüllbar. Drohende oder eingetretene Verluste nahe stehender Menschen, also Menschen denen gegenüber ein sehr hohes Maß an Identifikation besteht lösen vermutlich die häufigsten Herzsymptome aus. Der Vorgang der Herzfunktionsstörung scheint ein Ähnlicher wie beim Magen zu sein. Durch den Konflikt entsteht eine Kontraktion der Herzkranzgefäße, die eine Mangeldurchblutung bestimmter Herzmuskelgebiete entsteht. Diese Ischämie, also Durchblutungsstörung zieht die Symptome des Herzpatienten nach sich. Dadurch, dass der Herzpatient bestimmten Realitätsanteilen gegenüber eine Habensorientierung aufgebaut bekam besteht eine Frustrationszwangsläufigkeit gegenüber dem drohenden Verlust der Objekte oder und dem Nichterreichen anderer habensorientierter Ideale. Für den Herzpatienten stellt sich also der Auftrag seine anerzogene Habensorientierung differenzieren zu lernen von der angeborenen Seinsorientierung. Wie bei allen psychosomatischen Erkrankungen sind wir auch hier wieder bei den uns anerzogenen irrealen Idealen angelangt.

 

Leber

Unsere Leberfunktionen scheinen wir durch die Emotion, die wir Vorwurf nennen, zu schädigen. Vermutlich besteht eine Parallele zwischen der Menge der Vorwürfe, die wir von anderen empfinden und der Menge an Vorwürfen, die wir anderen machen. Natürlich erscheint dem Vorwerfenden die Summe, der Vorwürfe, die er erduldet meist viel größer als die Summe der Vorwürfe, die er erleidet.

Hier meine Definition des Wortes Vorwurf :

Aus Fehlverständnis resultierende destruktiv belastende Kritik an Situationen, Werten, Denkens-, oder Verhaltensweisen, mit dem Zweck der MANIPULATION.

Der Vorwurf war für unsere Erzieher ein sehr ergonomisch interpretiertes Erziehungsmittel. Sobald wir uns als Kinder einmal mit einer Rolle, die uns übertragen wurde identifizierten, übernahmen wir auch die in der Rolle integrierten Pflichten, um die Rollenrechte zu erhalten. Sobald wir eine der Zuständigkeiten, der Rollen nicht erfüllten, entwickelte sich in uns eine Schuldempfindung, sobald uns jemand darauf hinwies. Die aggressive Form des Hinweises auf eine nicht erfüllte Rollenverpflichtung nennen wir Vorwurf. Da die resultierende Schuldempfindung eine unserer unangenehmsten Frustrationen ist, die wir kennen, versuchen wir uns, diese Schuldempfindung zu ersparen, indem wir versuchen, die Erwartungen des Vorwerfenden zu erfüllen. Der Vorwerfende seinerseits erkennt dadurch den Nutzen des Vorwurfes und wiederholt ihn, solange er das Manipulationsmotiv zu erfüllen scheint. Da wir als Kinder die Opfer der elterlichen Manipulierer waren erlitten wir damals die Frustrationen durch die Vorwürfe anderer. Sowie wir damals erkannten, dass wir durch Vorwürfe anderer manipulierbar waren, erkennen wir heute, dass viele andere durch unsere Vorwürfe manipulierbar sind, sobald sie sich mit bestimmten Rollen und ihren Zuständigkeitsbereichen identifizieren. Zugleich erkennt der Vorwerfende, dass sich die Schuldempfindung als Resultat der Verantwortungsempfindung deutlich steigern lässt, wenn der Vorwurf mit einer massiven Leiddemonstration gepaart vorgebracht wird.

Der Vorwurf zeigt sich also als ein sadomasochistisches Geschehen.

 

Immunsystem

Unser Immunsystem hat den Auftrag, Erregern, die die Existenz des Organismus gefährden könnten, Widerstand zu leisten. Widerstand von der psychologischen Warte aus gesehen hat den Zweck, unsere Identitätsstruktur zu erhalten und gegenüber Fremdmotiven, die unsere "eigene" Identitätsstruktur gefährden könnten, zu verteidigen. Sehr oft sind Parallelen zwischen einer gestörten psychischen Widerstandsstruktur und einer gestörten organischen Widerstandsfähigkeit zu erkennen. Ähnlich, wie wir psychische Widerstände oft resignierend aufgeben, praktiziert auch unser Immunsystem gegen manche Erreger keine oder eine ungenügende Widerstandsleistung. Ähnlich, wie wir psychische Widerstände oft nur zerstörerisch gegen uns selbst oder gegen wertneutrale Umweltanteile einsetzen, praktiziert unser Immunsystem selbstzerstörerisch Abwehrkämpfe gegen neutrale Substanzen, wie Pollen, Hausstaub, Sonnenwirkungen und vieles andere. Die Psycho-Neuro-Immunologie befasst sich neuerdings mit Phänomenen, bei denen das Immunsystem durch das Nervensystem von der Psyche aus gesteuert wird. Dadurch erscheint es immer logischer, dass bei der Anwesenheit eines Feindbildes innerhalb unserer Psyche, die dadurch entstehende Aggression auch ein aggressiveres immunologisches Geschehen nach sich zieht. So, wie bei Allergikern ein selbstzerstörerischer Abwehrkampf gegen wertneutrale Substanzen stattfindet sind auch in der psychischen Struktur des Allergikers unproportionale, überdimensionierte Widerstandsmechanismen gegen wertneutrale Lebenssituationen zu finden. Hinzu kommt in der Regel ein intensives Feindbild gegen die Symptome der Allergie, das eine Symptomintensivierung erzwingen muss. Beim Beispiel des Krebses besteht meist gegen die Krebszellen keine Immunantwort. Krebspatienten reagieren oft parallel mit völliger Resignation gegen reale Identitätsunterdrückungen in sich selbst oder seitens der Umwelt. Die Autoimmunkrankheiten, wie Rheuma bestehen darin, dass das Immunsystem eines Menschen gegen körpereigene Strukturen einen immunologischen Abwehrkampf praktiziert. Überaggressive, selbstzerstörerische Verhaltensweisen scheinen bei diesen Patienten gehäuft zu bestehen.

 

Gynäkologie, Sexualorgane

Ein Tabu ist ein Themenbereich, in dem kulturell anerzogene Werte die primärbiologischen Werte einschränken oder unterdrücken. Solche Themenbereiche werden nicht mit der offenen Lebendigkeit und Angstfreiheit kommuniziert, wie die nichttabuisierten Themen einer Kultur. Werden in Individuen Werte tabuisiert, so entstehen zwangsläufig Störungen in den zugehörigen Verhaltensweisen. Jede Zelle, jedes Organ unseres Körpers hat Funktionen, die mit dem Leben oder Überleben eines Organismus im Zusammenhang stehen. Wir kennen Situationen, innerhalb unserer Vergangenheit, in denen zum Beispiel ein Fuß durch den Bruch eines Knochens durch einen Gips ruhig gestellt wurde. Wir erinnern uns an das dünne Füßchen, das nach der Dauer von 4 Wochen aus so einem Gips geschält wurde. Innerhalb verblüffend kurzer Zeit ist aus einem intakten Fuß ein schwaches, weißes fast lebloses, fast unbrauchbares, übersensibles Etwas geworden, das seine Beweglichkeit, Kraft und Funktion erst nach einiger Zeit und Training wiedererlangt hat. Unser Organismus ist höchst ergonomisch geprägt. Innerhalb sehr kurzer Zeit werden von unserem Organismus funktionslose Komponenten, Organe oder Muskeln erkannt. Dem Erkennen der Funktionslosigkeit folgt die Mangelversorgung mit Blut. Die Stoffwechselcharakteristik entwickelt sich degenerativ. Die Entlymphung des Körpergebietes reduziert sich. Es entsteht eine Atrophie, eine Gewebsdegeneration auf der Basis der Mangelernährung der Zellen. Jeder kulturspezifische Wert aber insbesondere jedes Tabu muss zu einer unnatürlichen Nutzungsintensität von Organen oder Muskeln führen. Eine größere Nutzungsintensität kann von unserem Organismus mit einer Leistungssteigerung bis zu einem gewissen Limit beantwortet werden. Beispiele dafür sind unsere Leberfunktionen, die sich an eine weit größere Entgiftungsnotwendigkeit angepasst haben, die Muskeln der Sportler oder unser weißes Blutbild, das sich der intensiveren Abwehrpflicht angepasst hat. Eine geringere oder keine Nutzung von Organen oder Muskeln führt immer zur Degeneration der vom Organismus nun als überflüssig interpretierten Struktur. Viele Degenerationen verlaufen innerhalb unseres Körpers unbemerkt. Manche Degenerationen verlaufen jedoch in Verbindung mit Schmerzen und Funktionsstörungen. Das intensivste Tabu innerhalb unserer Gesellschaft scheint das Sexualtabu zu sein. Unser Sexualtabu wirkt sich in Verbindung mit den uns anerzogenen Rollen auf unsere Sexualorgane vernichtend aus. Innerhalb unserer Kultur hatten oder haben 19 von 20 Frauen bis zum Alter von ca. 60 Jahren mehr oder weniger ernste gynäkologische Erkrankungen bis hin zum Krebs. 16 von 20 Männern im Alter von ca. 60 Jahren hatten oder haben mehr oder weniger ernste Erkrankungen der Sexualorgane. Die extreme Häufung der Erkrankungen der Sexualorgane steht im direkten Verhältnis zur Intensität des Sexualtabus innerhalb unserer Kultur. In Kulturen, in denen kein oder ein nur geringes Sexualtabu existiert besteht eine parallel geringe Entwicklung der Krankheiten der Sexualorgane. Ist das nicht höchst bemerkenswert? Wir können uns nun entscheiden, ob wir die uns von der Kultur vermachten tabuisierten Werte so belassen, wie sie uns im Rahmen unserer Erziehung eingetrichtert wurden. Oder ob wir uns auf den sicher nicht einfachen Weg machen, wieder eine natürliche Sexualanschauung in uns aufzubauen. Im ersten Fall bleiben wir die Marionetten der Kultur, verzichten auf die Entwicklung der eigenen biologischen Sexualität und müssen mit einer extrem hohen statistischen Erkrankungswahrscheinlichkeit rechnen. Im zweiten Fall stehen die Chancen gut, einen intensiven Zuwachs an Lebendigkeit und Lebensenergie durch die Nutzung sehr wichtiger menschlicher Potentiale zu erreichen.

 

BLASE

Bei Blasenstörungen scheinen Schuldempfindungen gegenüber mutterbetonten Persönlichkeiten im Vordergrund zu stehen. Die Blasenpatientin, 19 von 20 Betroffenen sind Frauen, fühlt sich von diesen mutterbetonten Persönlichkeiten gezwungen, sich dessen Erwartungen zu beugen. Mutterbetonte Persönlichkeiten können natürlich auch männliche Partner werden, die sich ähnlicher sadomasochistischer Manipulationsweisen bedienen wie wir es von manchen unserer Mütter gewohnt sind. Beim Versuch, die Erwartungen der Mutter oder auch die des Partners zu erfüllen muss die Blasenpatientin eigene Motive und Wünsche unterdrücken. Zugleich fühlt sie sich oft gezwungen, Dinge zu tun, die in ihr Widerstand auslösen. All das tut sie jedoch meist, um sich die Schuldempfindungen zu ersparen, die entstünden, wenn sie die Erwartungen der Person, mit der sich die Blasenpatientin identifiziert, nicht erfüllen würde. Ein Verhalten, in dem die Blasenpatientin die Schuldempfindungen erträgt, weil sie sich nicht unterdrücken ließ, führt meist nicht zu einer Reduktion der Blasenstörungen. Voraussetzung für eine normale Blasenresistenz ist die Lösung des Identifikationskonfliktes.

 

LUNGE

Auch beim Lungenpatienten steht eine Identitäts- oder Freiheitsunterdrückung im Vordergrund. In sehr vielen Fällen verläuft die Unterdrückung aber sehr unbewusst. Die intensive Rollenidentifikation des Lungenpatienten führt in der Regel zu einer intensiven Unterdrückung der biologischen Eigenidentität des Patienten. Normenorientiertes Denken und Verhalten scheint für den Lungenpatienten das "richtige" Lebenskonzept zu sein. Oft ist es erst die Krankheit, die eine Notwendigkeit zur kritischen Differenzierung von anerzogenen Werten zu den angeborenen primärbiologischen Werten bedingt. Zentraler Teil der Therapie des Lungenpatienten ist die Aufdeckung der latent vorhandenen Unterdrückungsempfindungen.

 

GELENKE

Beim Gelenkpatienten steht die Vernunft, Logik, Ratio, Zielstrebigkeit, Zuverlässigkeit und ganz wichtig, die Disziplin im Vordergrund des Lebens. Diese Strukturen machen sich vorwiegend im Beruf oder Sport bemerkbar. Die hohe Leistungsbereitschaft scheint parallel mit der Angst vor negativem Feedback bei Leistungsunfähigkeit zu verlaufen. Völlig unterschiedlich zur äußerlichen Darstellung, bei der Selbstbewusstsein und Stärke dominieren, beherrscht oft die Angst vor vermeintlicher Schwächeoffenbarung das Denken und Verhalten. In ihrer Angst vor dem Verlust positiven Feedbacks oder, was noch schlimmer währe, durch den Erhalt von negativem Feedback fordern diese Menschen sehr viel von sich und oft auch zu viel von den Menschen in ihrer Umwelt. Sollten diese sich den hohen Anforderungen widersetzen, so entstehen Aggressionen. Und diese Aggression in Verbindung mit Angst scheint einer der Hauptfaktoren für die Entstehung von Gelenkproblemen zu sein. Man kann sich diesen Prozess folgendermaßen vorstellen: Bekanntlich ist ein Muskel nur in maximal entspanntem Zustand optimal durchblutet. Steigt also in einem Muskel der Tonus, also der Spannungszustand an, so reduziert sich überproportional die Durchblutung und der Lymphfluß. Scheinbar genügt bereits eine Tonussteigerung von 5% um eine cirka 50% ige Durchblutungsreduktion zu erreichen. Bei dieser 5%igen Tonussteigerung wird der Lymphfluß um weit mehr als 50% reduziert. Diese extreme Reduktion von Durchblutung und Lymphfluß hat katastrophale Stoffwechselveränderungen zur Folge. Die 5%ige Spannungssteigerung im gelenkumgebenden Muskelbertreich spüren wir natürlich nicht. Sollte die Tonussteigerung chronisch werden, so spüren wir jedoch mit größter Wahrscheinlichkeit nach geraumer Zeit Gelenkprobleme. Und über die Angst besteht unsere Kenntnis, dass sie chronische Tonussteigerungen verursacht. Die anerzogenen Ideale, mit denen sich der Gelenkpatient identifiziert sind von diesem nur sehr schwer zu erkennen. So schädlich auch die Identifikation mit seinen Idealen zu sein scheint, selten gelingt einem Gelenkpatienten eine Differenzierung der anerzogenen Werte von den biologisch angeborenen. Die große Angst vor Veränderungen der psychischen Struktur mag einer der wesentlichen Gründe für eine oftmalig nur geringgradige Besserung bei Therapien sein.

 

p.a.hartberger@arcor.de

Copyright © 1998 Peter A. Hartberger
Donnerstag, 06. August 2009